Trinkwassergüte: Das bringt die neue ÖNORM B 1921
Was sich durch die neue ÖNORM B 1921 ändert? Wir klären auf!
Was ändert sich durch die neue ÖNORM B 1921?
Die neue ÖNORM B 1921 „Trinkwassererwärmungsanlagen – Mikrobiologische Anforderungen an die Wasserbeschaffenheit und deren Überwachung“ setzt neue Standards. Welche das sind? Als Experten im Kompetenzbereich Trinkwasser bieten wir Ihnen einen Überblick über die wichtigsten Änderungen.
Trinkwasser-Installationen: klare Unterscheidung durch neue ÖNORMEN
- ÖNORM B 2531
„Technische Regeln für Trinkwasserinstallationen“ (= nationale Ergänzung zur ÖNORM EN 806): Diese Norm gilt für die Planung, Installation und Inbetriebnahme einer Wasserversorgungsanlage.
- ÖNORM B 1921
„Trinkwassererwärmungsanlagen – Mikrobiologische Anforderungen an die Wasserbeschaffenheit und deren Überwachung“: In der neuen ÖNORM B 1921 sind die Betreiberpflichten umfassend geregelt.
#1 Die ÖNORM 1921 bringt einen Paradigmenwechsel
Eine regelmäßige Kontrolle der Wassertemperatur an der Armatur sollte bisher einen Befall der Trinkwasser-Installation durch Legionellen und weitere Mikroorganismen verhindern. Doch es zeigte sich: Aufgrund der Stressresistenz der Bakterien können diese lange Zeit innerhalb des Trinkwassersystems überleben und gegebenenfalls wieder aktiv und damit auch infektiös werden – etwa bei zu warmer Wassertemperatur, mangelnder Durchspülung und/oder Stagnation.
Die ÖNORM 1921 setzt deswegen auf eine Kontrolle der Trinkwassergüte nicht nur am Zapfhahn, sondern im gesamten Trinkwassersystem. Die Devise lautet: Sind die hygienischen Parameter innerhalb der Anlage gegeben, so ist auch das Trinkwasser an der Entnahmestelle – das Endprodukt – einwandfrei.
#2 Grenzwerte fallen weg
Mit Wirksamwerden der neuen ÖNORM B 1921 fällt künftig der Grenzwert für die maximal tolerierbare Legionellen-Konzentration gänzlich weg. Stattdessen wird eine hygienische Systembewertung vorgenommen, welche die Konzentration von vier verschiedenen Bakterienarten überprüft:
- Legionellen
- Pseudomonas aeruginosa
- KBE 22
- KBE 37
Anstatt fixe Grenzwerte festzusetzen, erfolgt die hygienische Systembewertung auf Basis von graduellen Grenzbereichen.
Beurteilungsgrundlage für nicht zirkulierende Systeme oder Systemteile1
| Hygienische Systembewertung | KBE 22a | KBE 37b | P. aeruginosa | Legionella | Legionella |
| KBE in 1/ml | KBE in 1/ml | KBE in 1/100 ml | KBE in 1/100 ml | KBE in 1/lc | |
| Hygienisch einwandfrei | < 100 | < 20 | < 1 | < 10 | < 100 |
| Hygienisch akzeptabel | 100 bis 1.000 | 20 bis 200 | 1 bis 3 | 10 bis < 100 | 100 bis < 1.000 |
| Hygienisch mangelhaft | über 1.000 | > 200 | über 3 bis 200 | 100 bis 1.000 | 1.000 bis 10.000 |
| Hygienisch nicht akzeptabel | − | − | > 200 | > 1.000 | > 10.000 |
1aus ÖNORM B 1921, Tabelle D.2.
aKoloniezahl bei 22 °C Bebrütungstemperatur gemäß ÖNORM EN ISO 6222.
bKoloniezahl bei 37 °C Bebrütungstemperatur gemäß ÖNORM EN ISO 6222.
cKBE in 1 l, entspricht den Einheiten in [28].
#3 Änderung von Begrifflichkeiten
Durch die ÖNORM 1921 erfolgt eine neue Schwerpunktsetzung, die sich auch in den verwendeten Begrifflichkeiten zeigt. Anstatt von „zentraler“ und „dezentraler Warmwasserversorgung“ zu sprechen, gilt künftig die Definition als „Warmwasserverteilersysteme mit Temperaturhaltung“ und als „Warmwasserverteilersysteme ohne Temperaturhaltung“.
#4 Gebäudekategorien anstatt Risikogruppen
Einteilung von Gebäudekategorien in Nutzungsbereiche2
| Nutzungsbereich | Gebäudekategorien |
| A | Wohngebäude |
| B | Bürogebäude, öffentliche Gebäude, Verkaufsstätten, sonstige Betriebsgebäude |
| C | Schul- und Lehrgebäude, Kindergärten, Beherbergungsbetriebe, Gaststätten, Veranstaltungsstätten, Sportstätten, Hallenbäder und dgl. |
| D | Pflegeheime, sonstige medizinische Einrichtungen |
| E | Krankenhäuser |
2aus ÖNORM B 1921, Tabelle 1.
Die Einteilung in unterschiedliche Risikogruppen gaben bisher das Gefährdungspotenzial für Infektionen durch Legionellen an. Mit der ÖNORM B 1921 wird nun nicht wie bisher anhand von Risikofaktoren eine mögliche Gesundheitsgefährdung überprüft. Vielmehr geht es in Zukunft um die Beurteilung des hygienischen Zustands des gesamten Trinkwassersystems.
Dazu wird in der neuen ÖNORM eine Einteilung in verschiedene Gebäudekategorien vorgenommen. Bei Betriebskontrollen muss – den unterschiedlichen Nutzungsbereichen gemäß – der hygienische Zustand der Anlage überprüft werden. Der jeweilige Nutzungsbereich gibt dabei die wichtigsten Parameter für die Kontrolle vor. So differieren etwa die Art der Temperaturmessung, die Wahl der Entnahmestelle sowie die Probenanzahl je nach Nutzungsbereich.
ÖNORM B 1921: die Änderungen im Überblick
Die neue ÖNORM B 1921 regelt die Pflichten von Trinkwasseranlagenbetreibern umfassend. Mit ihrer Einführung erfolgt ein Paradigmenwechsel: Wurden bisher einzelne Parameter für die Kontrolle der Trinkwassergüte herangezogen, so erfolgt auf Basis der neuen ÖNROM B 1921 die Bewertung der gesamten Trinkwasseranlage.
Fixe Grenzwerte für die maximal tolerierbare Legionellen-Konzentration fallen weg. Die hygienische Systembewertung erfolgt stattdessen durch die Messung der Konzentration der vier häufigsten Bakterienarten in der gesamten Trinkwasseranlage. Schließlich werden mit der Einteilung in verschiedene Gebäudekategorien die individuellen Nutzungsbereiche konkret berücksichtigt. Mit der neuen begrifflichen Unterscheidung von „Warmwasserverteilersystemen mit Temperaturhaltung“ und „Warmwasserverteilersystemen ohne Temperaturhaltung“ erfolgt zudem eine logische Systemeinteilung.
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