Viega empfiehlt – Herstellertipps von Trinkwasserexperten
Planer und Installateure finden in den geltenden Normen klare Vorgaben, um die Trinkwassergüte in Gebäuden sicherzustellen. Wir bei Viega glauben aber, wir können noch mehr tun, um unser wichtigstes Lebensmittel vor Verunreinigung zu schützen; beispielsweise aktiv Vorsichtsmaßnahmen ergreifen. Unsere Experten haben die wichtigsten Tipps zusammengetragen.
Schutz gegen die Erwärmung von Kaltwasser
Den Fokus legen unsere Experten bei Viega auf Trinkwasser kalt (PWC). Der Grund: Wenn Kaltwasser über 20 bzw. 25 Grad erreicht, fühlen sich Mikroorganismen besonders wohl – die Trinkwassergüte kann nicht gehalten werden. Kommt es in Rohrsystemen wiederholt zu derlei Temperaturüberschreitungen, weist dies auf gravierende Mängel hin.
Auch aufgrund der immer heißeren Sommer kann es zu Kontaminationen kommen, sofern nicht mit passiven oder aktiven Maßnahmen gegengesteuert wird.
Passive Maßnahmen
Planerische Vorkehrungen, um die Erwärmung von Kaltwasser zu vermeiden:
- getrennte Schächte für Kalt- und Warmwasserleitungen
- thermische Entkoppelung von Wärmequellen
- ordnungsgemäße Rohrleitungsführung
- dauerhaftes Entfernen eines Durchflussbegrenzers
- thermische Entkoppelung von elektrotechnischen Wärmequellen
Aktive Maßnahmen
Betriebliche Maßnahmen, die von Betreiberseite durchzuführen sind:
- Spülung – bei Stagnationsgefahr zur Sicherstellung der Trinkwasserqualität
- Kühlung (z. B. Temperatursenkung des Kaltwassers, Parallelführung der Kälteleitung mit der Kaltwasserleitung oder eine Kaltwasserzirkulation)
Viega-Tipp: Passive Maßnahmen sind, soweit möglich, immer aktiven Maßnahmen vorzuziehen.
Leitungsführung
Kaltwasserleitungen und warmgehende Leitungen (Heizungs- und Warmwasserleitungen) sollten getrennt ausgeführt werden, damit das Erwärmungsrisiko von Trinkwasser kalt möglichst minimiert wird.
Viega-Tipp: 30 Sekunden nach dem vollständigen Öffnen einer Entnahmestelle sollte eine Temperatur von 25 Grad nicht überschritten werden. Bei der Planung der Anlage sind dementsprechende passive Maßnahmen zu setzen. Gegebenenfalls sollten von Betreiberseite zusätzliche aktive Maßnahmen gesetzt werden, um die Sicherstellung der hygienischen Anforderungen zu gewährleisten.
Bezüglich der Leitungsführung sind zudem die Vorgaben der ÖNORM H 12828 zu beachten:
- Warmgehende Leitungen und Kaltwasserleitungen dürfen in Neubauten nicht im selben Installationsschacht geführt werden. Dabei kann auch die bauliche Trennung eines Schachtes die Anforderungen erfüllen.
- Der vorgegebene Abstand zwischen warmgehenden und parallel geführten, kaltgehenden Leitungen wurde aus energetischen und hygienischen Gründen von vorher 10 cm auf nun mindestens 30 cm vergrößert (Dämmung Außenkante zu Dämmung Außenkante). Eine punktuelle Unterschreitung – etwa bei einem Durchbruch im Kellerabteil – ist allerdings nicht so problematisch.
Viega-Tipp: Erdverlegte Verbrauchsleitungen außerhalb von Gebäuden sollten zudem zur Reduktion des Wärmeeintrags mit einer Überschüttung von mindestens 1,50 m verlegt werden.
Ausstoßzeit neu gedacht
Die Messung der Ausstoßzeit ist nach einer bestimmten Beharrungszeit durchzuführen. Konkret: Nach einem Anlagestillstand von 8 Stunden sollten die Temperaturrichtlinien für Kaltwasser eingehalten werden können – das sind laut geltender Norm 25 Grad.
Viega-Tipp: Wir von Viega raten, in puncto Temperatur immer auf Nummer sicher zu gehen und bei der Überprüfung der Kaltwassertemperatur einen Bereich von 20 Grad anzupeilen.
Rohrdimensionen berechnen
Die richtige Rohrdimensionierung ist alles – auch, wenn es um die erwähnte Ausstoßzeit beziehungsweise um die Messungen an den diversen Entnahmestellen geht. Aktuell gilt die 6-Meter-Regel, welche in Zukunft gegebenenfalls weiter verschärft werden könnte. Jeder Teil einer Warmwasserleitung ohne Temperaturhaltung dürfte dann einen Gesamtwasserinhalt von 3 Litern und einen Fließweg von maximal 6 Metern nicht überschreiten.
Viega Tipp: Deshalb sollte man grundsätzlich, aber auch in Hinblick auf potenzielle zukünftige Änderungen, auf möglichst kleine Zeta-Werte achten, die Installation weitgehend schlank halten und auf verlässliche Produkte in diesem Bereich setzen – etwa auf Raxofix, das strömungsoptimierte Pressverbindersystem von Viega.
Totleitungen
Zur Erinnerung – eine wichtige Unterscheidung:
Absolute Totleitung: Das ist jener Teil der Verbrauchsanlage, in welchem konstruktionsbedingt kein Durchfluss stattfinden kann. Leitungen zu nicht mehr genutzten Anlagen oder Gebäudeteilen fallen ebenso darunter wie Anschlussleitungen für Armaturen.
Funktionelle Totleitung: Darunter wird jener Teil der Verbrauchsanlage verstanden, in welchem es aufgrund der Betriebsweise zu keinem ausreichenden Durchfluss kommt. Das betrifft etwa nicht genutzte oder überdimensionierte Leitungen, Umgehungs- oder Verbindungsleitungen oder selten genutzte Entnahmestellen.
Druckprüfung – die Viega Herstellerempfehlung
Oft kommt es aktuell auf Baustellen im Bereich der trockenen Druckprüfung bei Trinkwasseranlagen zu hygienekritischen Situationen. Der Grund: Immer wieder wird in der Umsetzung etwa im maximalen Bar-Bereich abgedrückt. Das kann zu Problemen führen. Denn: Luft ist im Gegensatz zu Wasser komprimierbar – und genau das kann auf der Baustelle zur Gefahrenquelle werden.
Darüber hinaus ist nach der trockenen Druckprüfung auch immer das Abdrücken mit Wasser vorgesehen, und zwar mit einem verminderten Systembetriebsdruck von 9 bar. Die Schwierigkeit: Die dazu notwendige Druckpumpe kann Pseudomonaden/andere Kontaminationen mit sich bringen und in die Installation einschleusen.
Viega-Tipp: Um auf Nummer sicher zu gehen und Risiken zu minimieren, ließe sich auch eine Druckprüfungsvariante mit folgenden Referenzbereichen umsetzen:
- Rohrdurchmesser < 2 Zoll/DIN 50: Druckprüfung mit 150 mbar und Belastungs- und Festigkeitsprüfung mit 3 bar.
- Rohrdurchmesser > 2 Zoll/DIN 50: Druckprüfung mit 150 mbar und eine Belastungs- und Festigkeitsprüfung mit 1 bar.
Gefahrenquellen würden so minimiert und die Trinkwasserqualität gewährleistet werden. Danach erfolgt die Druckprüfung mit Wasser – derzeit vorgeschrieben mit 9 bar. Wir von Viega empfehlen den verfügbaren Betriebsdruck.
Der Vorteil: Druckpumpen und -kompressoren sind damit auf den Baustellen in diesem Bereich nicht mehr notwendig. Praktisch für ausführende Arbeiter mit gleichzeitig positivem Effekt für die Trinkwasserqualität.
Die Viega Trinkwasser-Seminare
Wissen zu unserer Kernkompetenz Trinkwasser, aus der Praxis für die Praxis: Im Viega-Magazin erscheinen regelmäßig exklusive Artikel, um Planer und Installateure über aktuelle Entwicklungen und Neuerungen aus der Branche zu informieren – Herstellerempfehlungen inklusive.
Noch mehr Hintergrundinformationen liefern die Viega-Seminare. Unsere kompetenten Viega-Experten bieten darin theoretische sowie praktische Einblicke im top-ausgestatteten Seminarcenter am Attersee. Ein Highlight: die praxisnahen Simulationen im großen Schauraum. Melden Sie sich gleich an, profitieren Sie von unseren Netzwerken und genießen Sie in der Pause einen Kaffee mit den Kollegen – mit Blick auf den herrlichen Attersee!
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