Temperaturhaltung Kaltwasser trotz Klimawandel
Die Sommer in Österreich werden immer heißer und das hat konkrete Auswirkungen – auch auf die Trinkwasserqualität. Warum der Klimawandel für die Trinkwasserbranche zur Herausforderung wird und mit welchen Tipps und Tricks sich gegensteuern lässt, erfahren Sie im Magazinbeitrag.
Kaltwasser: Trinkwassergüte gewährleisten
Die Temperaturhaltung ist ein bestimmender Faktor im Wirkkreis der Trinkwassergüte. Nicht erst seit der Erarbeitung der ÖNORM B 2531:2019 beschäftigen sich Fachkreise mit der Einhaltung der festgeschriebenen Temperatur für Trinkwasserleitungen kalt (PWC). Denn: Die Sommer werden heißer und damit steigt auch die Umgebungstemperatur der Kaltwasserleitungen.
Das Resultat: Trinkwasser kalt kann sich über den hygienekritischen Bereich von 20 Grad Celsius erwärmen und es besteht eine erhöhte Gefahr der Verkeimung der Anlage. Zahlreiche pathogene Mikroorganismen fühlen sich in einer Umgebungstemperatur zwischen 20 und 55 Grad nämlich besonders wohl und verbreiten sich dementsprechend schneller.
Die Herausforderung: Ist die Kaltwasserleitung einmal mit Legionellen oder anderen Bakterien kontaminiert, gestaltet sich der Reinigungsprozess der Anlage überaus aufwendig: Es könnte zum Beispiel eine Desinfektion erforderlich werden. Um Zeit, Kosten und Mühen zu sparen, lohnt es sich, Vorkehrungsmaßnahmen zu treffen.
Temperatur Kaltwasser: ÖNORM B 2531:2019
Aktuell werden Rahmenbedingungen, welche den Temperaturerhalt der PWC-Leitungen betreffen, von der ÖNORM B 2531 geregelt.
Diese empfehlen:
- An jeder einzelnen Entnahmestelle sollte 30 Sekunden nach Öffnung eine Maximaltemperatur Kaltwasser von 25 Grad messbar sein.
- Im Raumbuch festgelegte Entnahmestellen sollten bestimmungsgemäß betrieben und ein regelmäßiger Wasseraustausch sichergestellt werden.
- Der Kaltwasseranschluss sowie die Geräte zur Nachbehandlung sollten in einem Raum untergebracht sein, in dem die Umgebungstemperatur unter 25 Grad Celsius liegt.
- Kaltwasserleitungen sind gegen äußere Wärmeeinwirkung mit einem ausreichenden Abstand zu Wärmequellen zu verlegen und durch Dämmung zu schützen.
- PWC-Leitungen sollten mit einem lichten Abstand der gedämmten Leitungen von mindestens 10 cm zu Warmwasser- und Zirkulationsleitungen verlegt werden. Laut ÖNORM H 12828:2023-01 muss der Abstand von parallellaufenden Heizungsleitungen zu Kaltwasser- oder Kälteleitungen in Zwischendecken, Wänden oder Rohdecken mindestens 30 cm betragen.
- Getrennte Schächte und Verteilebenen sind für Kalt- und Warmwasserleitungen vorzugesehen.
Aufgrund der klimatischen Veränderungen ist zu erwarten, dass in diesem Bereich Nachbesserungen erfolgen werden.
Geltende Richtlinien schreiben eine Maximaltemperatur bei Trinkwasser kalt von 25 Grad Celsius vor. Wir von Viega raten: Gehen Sie auf Nummer sicher und betrachten Sie 20 Grad Celsius als verbindlichen Maximalwert.
Risikofaktoren
Der Weg des Trinkwassers von der Quelle bis zum Zapfhahn ist vielen Einflüssen ausgesetzt, die sich auf die Trinkwassertemperatur auswirken können. Ab Hauseintritt lassen sich durch vorausschauende Planung und eine kluge Installationsweise folgende bauliche und physikalische Risikofaktoren gut beherrschen.
Die Hauptgründe für die Erwärmung von Trinkwasser kalt:
- Bei Zuleitungen unter asphaltierten Flächen in geringer Tiefe kommt es zu einer rascheren Erwärmung.
- Die PWC-Hauptverteilung befindet sich in Technikzentralen mit hohen Wärmelasten.
- Es liegt eine unzureichende Dämmung vor.
- Die PWC-Leitungen sind Sonneneinstrahlung ausgesetzt.
- Es liegt eine Parallelführung von PWC- und PWH-Leitungen im selben Schacht mit unzureichendem Abstand (< 30 cm) vor.
- Es kommt zu einem Wärmestau in gedämmten Trockenbauwänden.
- Mangelnde Durchspülung begünstigt das Entstehen von Mikroorganismen.
Passive Maßnahmen für den Temperaturerhalt
#1 Haustechnikraum für PWC
Sehen Sie einen eigenen Haustechnik-Raum kalt vor, in dem die Raumtemperatur 25 Grad Celsius nicht übersteigt! Dort befinden sich Kaltwasseranschluss mit Absperrarmaturen, Wasserzähler, Filter und etwaige Nachbehandlungsgeräte (z. B. Wasserfilter, Enthärtungsanlage etc.).
#2 Starke Dämmung
Achten Sie auf eine ausreichende Dämmung der Kaltwasserleitungen. Zwar bewirkt sie nur eine zeitliche Verzögerung der Temperaturerhöhung, ist aber dennoch Teil eines wirkungsvollen Maßnahmenpakets im Bemühen um einwandfreie Trinkwasserqualität.
#3 Vermeidung externer Wärmequellen
Oft sind zu hohe Trinkwassertemperaturen die Folge von äußeren Wärmequellen. Stellen Sie also sicher, dass die PWC-Leitungen keiner direkten Sonneneinstrahlung ausgesetzt sind! Zudem gilt es, in Bestandsgebäuden genau zu hinterfragen, wo sich die wärmeführenden Leitungen befinden.
Die Situierung von Heizungsleitungen und Kaltwasser- oder Kälteleitungen im selben Installationsschacht stellt einen wesentlichen Risikofaktor dar. Bei Neubauprojekten gilt es, in der Planung dementsprechende Vorkehrungen zu treffen.
Sind keine separaten Schächte für warm- und kaltgehende Rohrleitungen vorhanden, ist ein Mindestabstand von 30 cm zu warmgehenden Rohrleitungen vorzusehen. Außerdem sollte beachtet werden, dass im Falle von horizontalen Rohrtrassen Kaltwasserleitungen unterhalb der Heizungs- und Warmwasserleitungen anzubringen sind.
In der Etagenverteilung muss die PWC-Rohrleitung von unten zu den Entnahmestellen geführt werden, PWH-Leitungen von oben. Sollte es zu einer erzwungenen Parallelführung kommen, sind die PWH-Leitungen oben zu führen.
Tipp: Durch die Verwendung der Viega Smartloop Inliner-Technik in der Warmwasserzirkulation reduziert sich die Wärmeabgabe und damit auch der Wärmeeintrag in die Kaltwasserleitung. Die Kaltwasserzirkulation profitiert durch den geringeren Wärmeeintrag – der Erwärmung der PWC-Leitung wird aktiv entgegengewirkt. Perfekt in der Kombinations mit unserem Edelstahl-System Sanpress Inox!
#4: Kurze Rohrleitungen
So kurz wie möglich – an diese Empfehlung sollte man sich generell bei der Planung und Verlegung von Rohrleitungen halten. Denn: Je länger das Rohr, desto höher das Erwärmungsrisiko. Planen Sie deswegen vorausschauend und vermeiden Sie nach Möglichkeit etwaige Schleifenbildung!
#5: Vermeidung von Stagnation
Durch lange Stagnation ist die Gefahr einer Erwärmung des Trinkwassers und ein Bakterienbefall wahrscheinlich. Gerade in Krankenhäusern, Hotels, Ferienhäusern & Co., wo längere Betriebsunterbrechungen zu erwarten sind, ist für eine regelmäßige Durchspülung der Leitungen zu sorgen. Folglich gilt es, bereits in der Planung und bei der Installation entsprechende Maßnahmen zu ergreifen.
Mit smarten Lösungen Stagnation vorbeugen
Eigene Spülsysteme und Ventile können bei vorhersehbaren Stagnationen Abhilfe schaffen. So etwa die Viega Spülstationen mit Hygiene-Funktion oder die AquaVip-Duscheinheit elektronisch. Durch regelmäßiges Spülen stellen Sie die Trinkwasserqualität sicher. Dank vormontierter Komponenten ist die Installation rasch und unkompliziert, die Durchspülung erfolgt automatisch. Mit dem AquaVip-Zirkulationsregulierungsventil elektronisch lassen sich eingestellte Soll-Temperaturen zudem einfach und unkompliziert erreichen – dank innovativer Sensor- und Keramikscheiben-Technologie. Bei Trinkwasser-Installationen mit mehreren Zapfstellen unterstützt Prevista Beat-E dabei, den Erhalt der Trinkwassergüte sicherzustellen.
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Kalte Temperaturen ─ auch im Sommer
Durch die Herausforderungen des Klimawandels ändern sich auch die Anforderungen an Planung und Umsetzung von PWC-Anlagen. Eine Verschärfung der gesetzlichen Vorschriften ist in diesem Bereich erwartbar, so es darum geht, hygienekritische Zustände zu vermeiden.
Mit einfachen, aber effektiven Maßnahmen und Produkten können Planer und Installateure Temperaturerwärmungen bei PWC-Leitungen schon jetzt effektiv entgegenwirken. Neben der Minimierung baulicher Risikofaktoren kommt smarten Technologien eine besondere Bedeutung zu. Als Profis im Bereich Trinkwassergüte konzentrieren sich die Viega-Experten auf die Entwicklung intelligenter Produkte, welche Antworten auf aktuelle Herausforderungen geben.
