Wasserwechsel begünstigen – so funktioniert‘s!
Hygienisch einwandfreies Trinkwasser muss fließen. Planer und Installateure sind sich der Bedeutung von Wasseraustausch und Durchströmung bewusst. Und dennoch kommt es bei Anlagen immer wieder zu hygienekritischen Zuständen aufgrund von Stagnation und fehlender Durchspülung. Wie aber vorbeugen? Im Magazinbeitrag haben wir die wichtigsten Tipps zusammengefasst.
Problematik Stagnation
Die größte Gefahr im Zusammenhang mit Trinkwassergüte und Wasseraustausch sind sogenannte funktionale Totleitungen. Sie beschreiben Rohrleitungsabschnitte mit unzureichendem Wasseraustausch beziehungsweise fehlender Durchspülung. Das Problem dabei: Mikroorganismen finden optimale Bedingungen vor, um sich auszubreiten. Zum einen aufgrund der entstehenden hygienekritischen Temperaturen; zum anderen aufgrund des entstehenden Biofilms auf der Rohrinnenseite, der bei mangelnder Durchströmung oder Stagnation nicht abtransportiert werden kann.
Lösungen: Wasseraustausch & vorausschauende Planung
Abhilfe schafft ein regelmäßig durchgeführter Wasseraustausch. Laut ÖNORM EN 806 sollte im Zeitraum von 7 Tagen ein Wasserwechsel innerhalb der gesamten Trinkwasseranlage erfolgen. Wir von Viega empfehlen, die Installation alle 72 Stunden zu durchspülen, um auf Nummer sicher zu gehen. Durch die regelmäßige Beprobung definierter Entnahmestellen, welche die ÖNORM B 1921 vorschreibt, werden funktionale Totstrecken rascher als bisher gefunden. Werden Rohrleitungen mit fehlender Durchströmung erkannt, besteht Handlungsbedarf.
Gründe, warum es zu einer erhöhten Bakterienbelastung innerhalb der Anlage kommen kann? Entweder die Nutzung der Entnahmestelle entspricht nicht dem bestimmungsmäßigen Betrieb – in diesem Fall wäre der Betreiber in der Pflicht. Oder die Planung oder Ausführung der Installation verhindert einen regelmäßigen Wasseraustausch. Planer und Installateure stehen in diesem Fall in der Verantwortung.
Mit den folgenden Maßnahmen lässt sich nachhaltig, effizient und sogar kostensparend vorbeugen:
#1 Praxisgerechte Nutzung klären
Bevor es an die Planung der Trinkwasser-Installation geht, gilt es, gemeinsam mit dem Betreiber den bestimmungsmäßigen Betrieb zu eruieren und zu dokumentieren. So wird offenkundig, welche Armaturen häufig und welche nur ab und zu in Verwendung sind. Die Struktur der Trinkwasser-Installation sowie die Rohrdimensionierung können in einem weiteren Schritt nach diesen Daten konzipiert werden.
Eine Möglichkeit, die genaue Nutzung der einzelnen Armaturen zu klären, stellt das Raumbuch dar. Alternativ werden die spezifischen Daten auch im Rahmen eines Wassersicherheitsplans nach CEN/TR 17801 ermittelt.
Raumbuch
Im Raumbuch können die jeweiligen Armaturen in den einzelnen Räumen eingezeichnet und dokumentiert werden.
Folgende Parameter werden außerdem festgehalten:
- Anzahl der Armaturen pro Raum
- Nutzungshäufigkeit (allgemein oder nach Saison)
- Anzahl der im Haushalt lebenden bzw. die Armaturen benutzenden Personen
- Betriebszeiten (allgemein oder nach Saison)
#2 Exakt dimensionieren
Größer ist immer besser? Nicht so im Bereich der Rohrleitungssysteme. Denn: Sind Rohre überdimensioniert, fließt das Wasser mit einer zu geringen Geschwindigkeit durch die Leitungen. Die nachlassende Fließgeschwindigkeit hat ein Abnehmen der Scherkräfte an den Rohrwänden zur Folge. Der sich dort mit der Zeit anlagernde Biofilm kann daher nicht vollständig abgetragen werden. Das Ergebnis: Mikroorganismen haben mehr Zeit, sich zu vermehren und das Verkeimungsrisiko steigt.
Die gute Nachricht: Durch die erhobenen Daten zur praxisgerechten Nutzung im Raumbuch kann der reale Wasserbedarf gut abgeschätzt werden. Die Dimensionierung wird in der Folge optimal an diese Werte angepasst – der regelmäßige Wasseraustausch ist gesichert. Ein weiterer Vorteil: Keine Überdimensionierung bedeutet auch weniger Installationskosten.
Strömungsoptimierte Systeme nutzen
Gewusst? Mithilfe strömungsoptimierter Rohrleitungssysteme wie Viega Raxofix erreichen Sie bei der Dimensionierung von Rohrleitungen noch einmal eine Reduzierung um eine Nennweite. Die Rohre und Verbinder mit niedrigen Zeta-Werten begünstigen dadurch zusätzlich die Durchströmung der Trinkwasseranlage. Darüber hinaus kann durch das verwendete Rohrmaterial Schäden an der Trinkwasser-Installation vorgebeugt werden. Oftmals durch Biofilm entstehende Flächen-, Spalt- oder Spannungskorrosionen setzen sich somit nicht fest.
Wichtig: Bei der Rohrdimensionierung immer mit den vom Hersteller zur Verfügung gestellten Werte rechnen, nicht mit den in der DIN 1998-300 genannten Referenzwerten!
Die Vorteile von reduzierten Rohrnennweiten:
- steigende Strömungsgeschwindigkeit, ohne den Schallschutz zu vernachlässigen
- höhere Austauschfrequenz des Wassers
- stärkere, turbulente Fließdynamik
- Austausch von Grenzschichten an den Rohrwandungen
- höhere Scherkräfte und damit Verhinderung von Biofilm-Anhaftung
#3 Einfache Installationen planen
Der nächste Schritt, um einen ausreichenden Wasseraustausch zu garantieren, ist die Strukturierung der Trinkwasser-Installation. Diese sollte möglichst einfach sein, um die Anlagenhydraulik beherrschbar zu halten.
Eine bewährte Regel: Anstatt kleiner Zirkulationskreise gilt es zirkulierende Steigstränge vorzusehen – beispielsweise im Geschosswohnungsbau. Sie versorgen das Gebäude als Hauptverteilung abschnittsweise auf vertikaler Ebene. Die Anbindung der Etagenverteilungen erfolgt in diesem Fall über ein einfaches T-Stück.
Wichtig dabei ist, dass sich die Installation an den Nutzungseinheiten und den im Raumbuch definierten Parametern orientiert. Indem am Ende der Reihenleitung ein Hauptverbraucher – etwa eine Toilette – vorgesehen ist, erfolgt der Wasseraustausch durch die häufige Nutzung ganz automatisch.
#4 Durchspülung garantieren
In Betrieben wie Hotels und Krankenhäusern kommt es oft zu einer zeitweisen Unterbrechung des bestimmungsmäßigen Betriebs. Meist ist mit dieser Stagnation in den Rohrleitungen selbst bei umsichtiger Planung der Trinkwasseranlage ein Hygienerisiko verbunden. Gerade, wenn sich Nutzungsunterbrechungen vorhersehen lassen, empfiehlt sich die Installation einer automatischen Spülstation oder eines WC-Spülkastens mit Hygienefunktion am Ende einer Reihenleitung.
Eine smarte Wahl in diesem Zusammenhang: der Prevista-Dry Spülkasten mit Hygienespülfunktion oder auch unsere Viega Duscheinheit elektronisch. Spülsysteme wie diese nehmen geräuscharme mengen- oder temperaturabhängige automatische Spülungen von Warm- oder Kaltwasser in stagnationsgefährdeten Rohrleitungsabschnitten vor – für den optimalen Wasseraustausch.
#5 Fremdwärme vermeiden
Wasseraustausch und Temperaturhaltung hängen unmittelbar zusammen. Denn: Durch die Vermeidung von Stagnation wird zugleich sichergestellt, dass sich die Wassertemperatur nicht hygienekritisch verändert. Fällt die Temperatur von Warmwasser (PWH) auf unter 55 Grad Celsius, oder erwärmt sich Trinkwasser (PWC) kalt auf über 25 Grad Celsius, ist die Verbreitung diverser Mikroorganismen zu erwarten.
Umso wichtiger ist es, darauf zu achten, Fremdwärme zu vermeiden. Nicht selten werden PWC-Installationen zusammen mit PWH-führenden Rohrleitungen gemeinsam in gedämmten Vorwandkonstruktionen oder Schächten platziert. Extrem warme Haustechnikzentralen können ebenfalls eine Fremderwärmung des Wassers begünstigen.
Das Ziel ist auch in diesem Fall, den regelmäßigen Wasserwechsel zu sichern. Denn: Durch den kontinuierlichen Austausch in den PWC-Leitungen wird die Standzeit des Kaltwassers möglichst kurzgehalten – und hygienekritische Zustände lassen sich vermeiden.
Hydraulischer Abgleich dank elektronischer Zirkulationsregulierventile
Auch für Bestandsobjekte die optimale Wahl: das Viega-AquaVip Zirkulationsventil elektronisch. Einfach Soll-Temperatur einstellen, und das smarte Ventil regelt den Wasseraustausch in Abhängigkeit von der Zieltemperatur dann automatisch – durch innovative Keramikscheibentechnologie. Aufwändige Berechnungen und Einstellungen des Volumenstroms sind damit nicht mehr notwendig.
Wasseraustausch garantiert Trinkwassergüte
Der regelmäßige Wasserwechsel und die Sicherstellung einer optimalen Durchströmung der Trinkwasseranlage tragen wesentlich zum Erhalt der Trinkwasserqualität bei. Mit einfachen, aber effizienten Maßnahmen stellen Planer und Installateure den regelmäßigen Wasseraustausch sicher. Zentral dabei ist die Erhebung des bestimmungsmäßigen Betriebes mittels eines Raumbuches. Die erhobenen Daten bieten dann die Basis für eine schlanke Rohrdimensionierung und eine einfache, aber effizient strukturierte Trinkwasser-Installation.
Die smarten Produkte von Viega unterstützen dabei Wasseraustausch und Durchspülung – ob mittels strömungsoptimierter Rohrleitungssysteme, smarter Ventiltechnik oder automatischer Spülsysteme.
