Nachhaltiges Bauen in Österreich
Das Konzept des nachhaltigen Bauens gewinnt angesichts aktueller Klimaschutzziele und Umweltschutzmaßnahmen zunehmend an Bedeutung. Wir geben einen Überblick über die Rahmenbedingungen in Österreich und informieren über diverse nationale Zertifizierungssysteme, die in diesem Zusammenhang wichtig sind.
Zur Erinnerung: Was ist nachhaltiges Bauen?
Nachhaltiges Bauen hat sich auch in Österreich zu einem anhaltenden Trend der Baubranche entwickelt. Der Begriff beschreibt dabei alle Praktiken und Prozesse, die darauf abzielen, die Umweltauswirkungen von Bauprojekten und der Nutzung von Gebäuden zu minimieren.
Folgerichtig beginnt das Umweltbewusstsein und die Nachhaltigkeit eines Bauprojekt bei der Planung. Es betrifft aber auch das Design, den Bauprozess und das Gebäude selbst, dessen Instandhaltung und schließlich auch das Recycling der Baumaterialien.
Bei der Umsetzung von entsprechenden Bauprojekten ist es essenziell, alle drei Säulen der Nachhaltigkeit in Konzeption und Umsetzung einzubeziehen:
- Ökologische Nachhaltigkeit konzentriert sich auf den Schutz der Umwelt durch den Einsatz von umweltfreundlichen Materialien und effizienten Energiesystemen.
- Soziale Nachhaltigkeit bezieht sich auf die Verbesserung der Lebensqualität durch die Schaffung gesunder, sicherer und allgemein zugänglicher Gebäude.
- Wirtschaftliche Nachhaltigkeit sorgt für Kosteneffizienz in der Baufinanzierung und der Erhaltung bzw. im Betrieb des Gebäudes.
Nachhaltiges Bauen: Schwerpunkte in Österreich
Nachhaltiges Bauen zielt also darauf ab, die langfristige ökologische und soziale Leistung von Gebäuden und Infrastrukturen zu verbessern und die Lebensqualität für die Bewohner und Nutzer zu erhöhen.
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Energieeffizienz
Ein zentraler Aspekt des nachhaltigen Bauens in Österreich ist die Energieeffizienz. Dabei wird angestrebt, Gebäude so zu gestalten und zu betreiben, dass der Energieverbrauch minimiert wird, wobei bestenfalls weitgehend erneuerbare Energiequellen genutzt werden. Dabei relevant sind die Verwendung von energieeffizienten Baumaterialien, eine optimierte Gebäudedämmung, der Einsatz erneuerbarer Energiesysteme wie Solar- und Geothermie und die Integration von intelligenten Energiesystemen.
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Nachhaltige Baumaterialien
Ein zentraler Aspekt des nachhaltigen Bauens in Österreich ist die Energieeffizienz. Dabei wird angestrebt, Gebäude so zu gestalten und zu betreiben, dass der Energieverbrauch minimiert wird, wobei bestenfalls weitgehend erneuerbare Energiequellen genutzt werden. Dabei relevant sind die Verwendung von energieeffizienten Baumaterialien, eine optimierte Gebäudedämmung, der Einsatz erneuerbarer Energiesysteme wie Solar- und Geothermie und die Integration von intelligenten Energiesystemen.
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Infrastruktur & Mobilität
Aber auch die Förderung nachhaltiger Mobilität und die Schaffung von grünen Infrastrukturen sind im Sinne der drei Säulen der Nachhaltigkeit wichtige Aspekte des nachhaltigen Bauens. Darüber hinaus wird angestrebt, sozialen Wohnungsbau zu fördern, barrierefreie Gebäude zu schaffen und die gesunde Innenraumqualität zu gewährleisten.
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Implementierung neuer Technologien
Die Beteiligung der Gemeinschaft und der zukünftigen Nutzer an der Planung und Entwicklung von Bauprojekten wird immer wichtiger. In Bezug auf die Planung kommt der Implementierung neuer Technologien wachsende Bedeutung zu – besonders wenn es darum geht, Kosten einzusparen und Ressourcen zu schonen.
Gesetzliche Rahmenbedingungen
Der Bausektor ist im Allgemeinen an viele Normen, Richtlinien und Gesetze geknüpft, die laufend aktualisiert werden. Die wichtigsten Informationen zur Lage in Österreich im Überblick:
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Aktuell: Erneuerbare-Wärme-Gesetz
Mit dem Erneuerbare-Wärme-Gesetz (EWG) wurde in Österreich erst kürzlich der Ausstieg aus fossilen Heizsystemen (Kohle-, Öl- und Gasheizungen) bis ins Jahr 2040 festgesetzt. Nach dem EWG dürfen daher ab 2023 bei Neubauten keine Gasheizungen mehr errichtet werden. Kaputte Öl- oder Kohleheizungen können lediglich durch erneuerbare Heizsysteme ersetzt werden. Diverse Förderprogramme ermöglichen den Umstieg – auch für Privathaushalte mit geringem Einkommen.
Während Gesetze wie das EWG von der Österreichischen Bundesregierung beschlossen werden und für alle Bundesländer gelten, ist das Bauwesen ansonsten weitgehend Ländersache. Das bedeutet konkret: Jedes Bundesland entscheidet selbst, wie es seine Bauprojekte regelt und damit auch, wie mit den Themen Energieeffizienz und Nachhaltigkeit am Bau umgegangen wird.
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OIB-Richtlinien
Seit 2008 werden die Bauvorschriften der Bundesländer in Bezug auf die Harmonisierung der technischen Vorschriften novelliert. Die OIB-Richtlinien regeln dabei in einzelnen Abschnitten Themen wie Gesundheit, Hygiene, Umweltschutz, aber auch Brandschutz, Standsicherheit, Barrierefreiheit und Schallschutz. Die zugrundeliegende Grundanforderung für Bauwerke der Bauprodukteverordnung sah zudem den Punkt „Nachhaltige Nutzung der natürlichen Ressourcen“ vor, der allerdings nicht als OIB-Richtlinie umgesetzt wurde. Nachhaltiges Bauen bleibt somit auch weiterhin Bundesländersache und wird unterschiedlich gehandhabt.
Tipp: Gesetzliche Rahmenbedingungen ändern sich laufend. Es ist deshalb ratsam, sich regelmäßig über geplante Änderungen zu informieren und bundesländerspezifische Eigenheiten zu berücksichtigen.
Zertifizierungen
In Österreich gibt es verschiedene Initiativen, Richtlinien und Zertifizierungssysteme, die das nachhaltige Bauen fördern. Spezifische Zertifizierungen und Gütesiegel bewerten die Nachhaltigkeit von Gebäuden. Dabei haben sich international eine Vielzahl an Zertifizierungen entwickelt. Neben dem Building Research Establishment (BREEAM) in England, dem US-amerikanischen Leadership in Energy and Design (LEED) und dem Deutschen Gütesiegel Nachhaltiges Bauen (DGNB) haben sich auch in Österreich namhafte Zertifizierungssysteme etabliert.
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ÖGNI
Die ÖGNI (Österreichische Gesellschaft für Nachhaltige Immobilienwirtschaft) orientiert sich im Wesentlichen am DGNB und zertifiziert nachhaltige Gebäude und Quartiere anhand folgender Themenfelder:
- Ökologie
- Ökonomie
- soziokulturelle und funktionale Qualität
- Technik
- Prozess
- Standort
Je nach Erfüllungsgrad der einzelnen Teilaspekte der genannten Themenfelder werden Zertifikate in Platin, Gold oder Silber ausgestellt. In Bezug auf die Gewichtung der einzelnen Aspekte kommt dabei allen Teilaspekten des nachhaltigen Bauens gleich viel Bedeutung zu.
Mit dem DGNB-Vorzertifikat haben Planer zudem ein verlässliches Instrument zur Hand, das dabei hilft, Projekte bereits in der Planungsphase unter dem Blickwinkel der Nachhaltigkeit zu optimieren und zu dokumentieren.
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Initiative klimaaktiv
klimaaktiv ist eine Initiative des Bundesministeriums für Klimaschutz, Umwelt, Energie, Mobilität, Innovation und Technologie (BMK). Es umfasst eine breite Palette von Unterstützungsmaßnahmen, darunter finanzielle Förderung, Beratung, Qualitätsstandards und Zertifizierungen für nachhaltige Bau- und Sanierungsprojekte. Das Programm zielt konkret darauf ab, den Einsatz energieeffizienter Technologien und Praktiken zu fördern und so den CO2-Ausstoß im Baubereich zu reduzieren.
Die Kernthemen der Initiative:
- Bauen und Sanieren
- erneuerbare Energie
- Energiesparen
- Mobilität
Im Bereich Bauen und Sanieren wurde mit dem klimaaktiv Gebäudestandard eine Zertifizierung entwickelt, die auch für Dienstleistungsgebäude in zahlreichen Nutzungsformen verfügbar ist.
Ein Vorzeigeprojekt in diesem Kontext ist unser Seminarcenter am Attersee: Der nachhaltige Bau wurde mit dem DGNB in Platin und von der Initiative klimaaktiv mit Gold ausgezeichnet.
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Energieausweis
Als Mitglied der Europäischen Union ist Österreich auch verpflichtet, EU-Richtlinien im Bereich des nachhaltigen Bauens umzusetzen. Ein Beispiel hierfür ist die EU-Gebäuderichtlinie, die Mindestanforderungen an die Energieeffizienz von Gebäuden festlegt und die Einführung von Energieausweisen vorschreibt.
In Österreich ist der Energieausweis seit 2008 gesetzlich vorgeschrieben. Er gibt Auskunft über die Energieeffizienz eines Gebäudes und enthält Empfehlungen für mögliche Verbesserungen. Diese Regelung ist ein wichtiger Schritt, um Bewusstsein für Energieeinsparung und nachhaltiges Bauen zu schaffen.
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IBO-Ökopass
Initiiert vom Österreichischen Institut für Baubiologie und -ökologie, ist der IBO-Ökopass in Österreich ein viel genutztes Bewertungssystem speziell für Wohnhausanlagen. Das Ziel: die baubiologische und bauökologische Qualität der Anlagen nachzuweisen.
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TQ-Gebäudebewertung der Österreichischen Gesellschaft für nachhaltiges Bauen (ÖGNB)
Ziel der ÖGNB ist es, Unternehmen, Institutionen und Privatpersonen nutzvolle Open-Source-Systeme als Instrumente zur Verfügung zu stellen, die ein nachhaltiges Bauen fordern und fördern. Dabei werden diverse Gebäudebewertungssysteme im Sinne des nachhaltigen Bauens vorangetrieben. Darüber hinaus organisiert die ÖGNB regelmäßig Kongresse und Veranstaltungen und unterhält diverse Plattformen, die zum Erfahrungsaustausch anregen sollen.
Mit der Total Quality (TQ) Gebäudebewertung wird die Qualität eines Gebäudes von der Planung über den Bau bis zur Nutzung dokumentiert und mithilfe des integrierten TQ-Planungs- und Bewertungsprozesses zertifiziert.
Die dabei relevanten Kriterien:
- Ressourcenschonung
- Verminderung der Belastung für Mensch und Umwelt
- Komfort für Nutzer
- Langlebigkeit
- Sicherheit
- Planungsqualität
- Einrichtungsqualität
- Infrastruktur & Ausstattung
- Kosten
Nachhaltiges Bauen auf dem Vormarsch
Insgesamt zielt nachhaltiges Bauen in Österreich darauf ab, eine ganzheitliche und zukunftsfähige Herangehensweise an Bauvorhaben zu etablieren. Es soll ein Gleichgewicht zwischen ökologischen, wirtschaftlichen und sozialen Aspekten geschaffen werden, um eine nachhaltige Entwicklung und bessere Lebensqualität zu erreichen.
In Österreich wird das Bauwesen durch eine Vielzahl von (gesetzlichen) Rahmenbedingungen geregelt – auch im Bereich des nachhaltigen Bauens. Dabei obliegt der konkrete Umgang mit dem Thema grundsätzlich den Bundesländern. Neben internationalen Zertifizierungen zeichnen auch nationale Zertifizierungssysteme nachhaltige Bauprojekte aus und bewerten sie dazu anhand spezifischer Kriterien. Diese Zertifizierungssysteme, konkrete Best-Practice-Beispiele wie unser Seminarcenter Attersee und die Bemühungen der ÖGNB treiben Entwicklungen im Bereich des nachhaltigen Bauens voran.