Wasseraustausch: Schlüssel für erstklassige Trinkwasserqualität
Der Wasseraustausch in Rohrleitungssystemen ist mitbestimmender Faktor für eine einwandfreie Trinkwasserqualität. Wir informieren Sie, wie Sie bei der Planung und Umsetzung von Trinkwasser-Installationen für optimale Durchströmung und Durchspülung sorgen – und Risiken bei notwendigen Betriebsunterbrechungen proaktiv vorbeugen.
Das Ziel: Stagnation verhindern
Im Wirkkreis der Trinkwassergüte sind der Wasseraustausch und die Durchströmung der Rohrleitungen neben der Trinkwassertemperatur und den Nährwerten bestimmende Faktoren für eine einwandfreie Trinkwasserqualität. Der Grund: Stagnierendes Trinkwasser innerhalb der Installationssysteme bietet Mikroorganismen einen optimalen Nährboden. In diesem Zusammenhang kommt der Durchspülung des Rohrleitungssystems eine besondere Bedeutung zu.
Wasseraustausch: Einfluss auf Temperaturhaltung
Eine Folge von Stagnation ist eine nicht hygienegerechte Trinkwassertemperatur. Mikroorganismen finden in zu warmem bzw. zu kaltem Wasser ideale Wachstumsbedingungen vor und können sich rasch in hygienekritischen Größenordnungen ausbreiten.
Die Richtwerte:
- Warmwasser (PWH): über 55 °C
- Kaltwasser (PWC): unter 25 °C (Empfehlung: unter 20 °C)
Regelmäßiger Wasserwechsel
Aktuell schreibt die ÖNORM EN 806 alle sieben Tage einen kompletten Wasserwechsel innerhalb der gesamten Trinkwasseranlage vor. Seitdem die neue ÖNORM B 1921 eine regelmäßige Temperaturmessung und Beprobung der Entnahmestellen vorsieht, können die Auswirkungen fehlender Durchströmung rascher festgestellt werden. Sollten die entnommenen Proben beziehungsweise die abgelesenen Werte nicht der Norm entsprechen, sind umgehend entsprechende Maßnahmen zu treffen.
Tipp: Um den Wasseraustausch in jedem Fall sicherzustellen und hygienekritischen Bakterienbelag zu verhindern, empfehlen wir von Viega, aktiv vorzusorgen. Konkret: anstatt einmal pro Woche lieber alle 72 Stunden das komplette Rohrleitungssystem durchzuspülen.
Vorausschauende Planung
Für eine optimale Durchströmung von Rohrleitungssystemen ist es ratsam, bei der Planung der Trinkwasser-Installation folgende drei Kernbereiche im Blick zu behalten:
1. Abklärung des bestimmungsmäßigen Betriebs: Gemeinsam mit dem Nutzer gilt es bereits im Zuge der Installationsplanung den bestimmungsgemäßen Betrieb zu klären. Dazu muss sowohl die Anzahl der tatsächlich benötigten Entnahmestellen sowie ihre Nutzung ermittelt und dokumentiert werden – entweder durch das von der VDI/DVGW 6023 vorgesehene Raumbuch oder als Teil eines Wassersicherheitsplans nach CEN/TR 17801.
2. Schlanke Dimensionierung der Rohrleitungen: Auf Basis der erhobenen Daten im Raumbuch kann das Rohrleitungsnetz bedarfsgerecht schlank ausgelegt werden. Es gilt: Je geringer das Rohrleitungsvolumen, desto größer die Strömungsgeschwindigkeit, und desto rascher erfolgt auch der Wasseraustausch. Dabei muss sich die Rohrdimensionierung an der praxisgerechten Nutzung der einzelnen Zapfstellen orientieren, um bestmögliche Ergebnisse zu erzielen.
Vorteile einer bedarfsgerechten Dimensionierung:
- Vermeidung von Überdimensionierung
- Gewährleistung eines regelmäßigen Wasseraustauschs
- Senkung von Installationskosten
Tipp: Strömungsoptimierte Rohrleitungssysteme mit niedrigen Zeta-Werten wie etwa Viega Raxofix ermöglichen zumeist eine weitere Reduzierung der Dimensionen um eine Nennweite. Entscheidend dabei: Verwenden Sie bei der Berechnung die vom Hersteller zur Verfügung gestellten realen Zeta-Werte!
3. Einfache Struktur der Trinkwasser-Installation
Gerade bei komplexeren Anlagen und weitverzweigten Gebäuden sollte die Struktur der Trinkwasser-Installation möglichst einfach gestaltet werden. Eine beliebte Möglichkeit: Reihenleitungen mit einem Hauptverbraucher am Ende, beispielsweise einer Toilette. Durch die häufige Nutzung des Verbrauchers am Verteilungsende ergibt sich zwangsläufig ein optimaler Wasseraustausch auf der gesamten Rohrleitungsstrecke.
Wichtig in diesem Zusammenhang: Gerade im Geschosswohnungsbau sollten zirkulierende Steigstränge vorgesehen werden, die das Gebäude als Hauptverteilung abschnittsweise vertikal versorgen. Im Magazinartikel haben wir weitere wertvolle Tipps gesammelt, wie Sie bei der Planung und Umsetzung von Trinkwasser-Installationen den Wasseraustausch gewährleisten.
Risiken bei Betriebsunterbrechungen vorbeugen
Exakt berechnete Rohrdimensionen und eine einfache und gut durchdachte Trinkwasser-Installation schaffen ideale Voraussetzungen für einen optimalen Wasseraustausch innerhalb der Trinkwasseranlage. Dennoch kann es zu Unterbrechungen des bestimmungsmäßigen Betriebes kommen. In diesem Fall ist es möglich, dass stagnierendes Wasser trotz der vorausschauenden Planung zum Hygienerisiko wird, dem entgegengewirkt werden muss.
- Privathaushalt
Bei längerer Abwesenheit – zum Beispiel aufgrund eines Urlaubes – ist eine Wohnungsabsperrung empfohlen. (Achtung! Mietverträge und Versicherungspolizzen checken, diese können konkrete Zeitangaben enthalten.) Dadurch gelangen keine neuen Nährstoffe mehr in das Leitungssystem. Das Resultat: Mikroorganismen im Rohrleitungssystem breiten sich nicht weiter aus und „verhungern“. Vor der Wiederinbetriebnahme der Wohnung muss das Rohrleitungssystem komplett durchspült werden. Das Wasser sollte man anschließend wie gewohnt so lange laufen lassen, bis die Optimaltemperatur erreicht ist.
- Institutionen, Beherbergungsbetriebe & Co.
Sind Nutzungsunterbrechungen absehbar – etwa in Hotels, Sportstätten oder Krankenhäusern, empfehlen wir die Installation einer automatischen Spülstation, eines WC-Spülkastens oder einer Duscheinheit mit Hygiene-Funktion. Viega Österreich bietet in diesem Zusammenhang spezielle Spülsysteme, mittels derer sich zeit- und/oder temperaturabhängige automatische Spülungen in stagnationsgefährdeten Rohrleitungsabschnitten durchführen lassen. Ob Spülventile für Verteil- und Steigleitungen, Spülstationen für ganze Etagen, WC-Spülkästen oder elektronische Duscheinheiten für einzelne Nutzungseinheiten: Damit gelingt der Wasseraustausch effizient und verlässlich.